Jeder, der mehr oder weniger sinnvolle Texte veröffentlichen möchte, kann sich an einem gewissen Punkt vor Literaturzeitschriften nicht mehr verschließen. Als Sprungbrett betrachtet und oft viel gelobt, können die „Großen unter den Großen“ in der Literaturlandschaft überzeugen. Doch wie schafft man es, in einer der zahlreichen Literaturzeitschriften seinen Text, sein Baby, zu platzieren?
Feststellen lässt sich, in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es hunderte Literaturzeitschriften. Eine Liste mit etwa 100 Zeitschriften konnte ich mir mühsam zusammenstellen. Mühsam, da Websites nur spartanisch vorhanden, Verlagsadressen wechseln wie Unterwäsche (oder öfter) und überhaupt alles, was Literatur betrifft, immer irgendwie nicht aktuell ist. Dann begann das Klinkenputzen. Als Erstes mussten E-Mail-Adressen herausgefunden und die ersten Textanfragen verschickt werden. Mails kamen zurück, kleinere Zeitschriften wurden aufgelöst, der Druck eingestellt, Texte waren sowieso nicht gewünscht, manche Herausgeber antworteten gleich gar nicht erst. Die Sache begann ihre eigene Dynamik anzunehmen: Nämlich gar keine.
Eine magere Ausbeute, die, die dann doch mal einen Text „prüfen wollten“ – natürlich unverbindlich, doch auch hier: Eile mit Weile. Nachfragen schienen unbeliebt, wenn überhaupt dann eine Standardabsage: „Leider können wir uns zu einer Veröffentlichung nicht entschließen. Das ist eine subjektive Entscheidung, kein Werturteil. Bitte versuchen Sie es bei einer anderen Zeitschrift“. Klingt gut, hilft aber nicht weiter… Doch immerhin auch kreative Redaktionen sind in der Literaturlandschaft am Start… Sogar ein Blitzeinschlag war dabei, der es leider nicht ermöglichte, meinen Text zu prüfen. Höhere Gewalt eben.
Am einträglichsten sind jedoch noch immer die Literaturzeitschriften, die sich quasi selbst an den anfragenden Autor verkaufen wollen. Dass für eine Veröffentlichung kein Honorar zu erwarten ist, (alleine dies bedürfte eigener literarischer Würdigung) ist das eine, das jedoch erst die Zeitschrift gekauft werden muss, bevor man veröffentlichen kann, ist da schon etwas ganz anderes. Aussagen wie: „Haben sie sich schon mit unserem Programm vertraut gemacht?“ oder: „Wir empfehlen Ihnen auf jeden Fall, ehe Sie uns etwas schicken, sich durch die Lektüre des einen oder anderen unserer Hefte einen Begriff von der Art der Texte zu machen, die wir publizieren“, klingen natürlich vernünftig. Doch denkt man weiter, jede dieser Literaturzeitschriften kostet zwischen 5 und 10 Euro. Möchte ich nun von den 100 größten Zeitschriften mir einen Einblick verschaffen, müsste ich sozusagen zwischen 500 und 1000 Euro investieren, Versandkosten nicht eingerechnet. Und wie repräsentativ wäre wohl die Lektüre nur jeweils einer Zeitschrift?
Online über das Verlagsprogramm zu informieren und Probetexte ältere Ausgaben auf den Websites der Zeitschriften einzustellen, wäre das nicht die Lösung? Was für den Schreibwütigen sinnvoll anmutet, ist es für die Redaktionen anscheinend noch lange nicht. Nicht machbar? Umsetzbar? Denkbar? Überhaupt, warum in (online-) Marketing investieren, so lange Literaturzeitschriften, nicht für den gemeinen Leser, sondern für Autoren geschrieben werden? Alles also bestens im Land der Dichter und Denker!
Es bleibt die Frage: Literaturzeitschrift, Sprungbrett oder Stolperstein… Gerne bin ich bereit, für gute Literatur eine angemessene Unterstützung zu zahlen. Allerdings stapeln sich inzwischen Zeitschriften unermesslich schlechter (natürlich nach rein „subjektiver Entscheidung und kein Werturteil“) Qualität in meinen – eigentlich ´Wohnräumen´. Für die Guten unter ihnen bleibt leider keine Kapazität mehr. Für die Einsendung von Texten fehlt das Portogeld, für das Schreiben der Texte überhaupt die Zeit: Zu viele fragwürdige Zeitschriften mussten aufwendig geprüft werden.